Limburg-Weilburg. Landrat Michael Köberle bietet jedes Jahr seine Sommertour an, um mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen und diesen interessante Betriebe zu zeigen. Spannende Betriebe aus der Region, bei denen in der Regel Normalbürger nicht einfach so hinter die Kulissen schauen können. „Mittelständische Unternehmen braucht die Region als wirtschaftlichen Motor“, betonte der Landrat.
Diesmal waren bei der Sommertour um die 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei und konnten sich die Firmenzentrale von Schäfer Dein Bäcker im Limburger ICE-Gebiet sowie den landwirtschaftlichen Betrieb Familienhof Heckelmann im Alten Zollhaus in Mensfelden ansehen. Vorher erläuterte Betriebsinhaber Steffen Heckelmann auf seinem Feld in Nauheim den Spargelanbau. Dort konnten die Bürgerinnen und Bürger sich dann selbst einmal als Spargelstecher versuchen und stellten sich dabei ohne Vorkenntnisse wahrlich sehr geschickt an. Von den Erlebnissen der Tour zeigten sich alle Gäste sehr beeindruckt. In Limburg begrüßten Johannes Schäfer und sein Sohn Johann Schäfer als Inhaber von Schäfer Dein Bäcker persönlich die Gruppe.
Das in Elz, der Heimat der Familie Schäfer, gegründete Unternehmen, hat eine über 100-jährige Tradition vorzuweisen. Ende des Jahres wird Schäfer Dein Bäcker 170 Filialen betreiben. Die aktuelle Mitarbeiterzahl beträgt 1.500 und wird bis Ende 2023 noch einmal um 300 steigen. Das Filialnetz von Schäfer Dein Bäcker reicht derzeit im Umkreis von 100 Kilometern um Limburg in Hessen und Rheinland-Pfalz. Nach der Betriebsübernahme von Johannes Schäfer von seinem Vater Hans Schäfer hat das Unternehmen derart stark expandiert, dass vor drei Jahren auch die von ihm verwirklichte Firmenzentrale mit Verwaltung und Produktion im Limburger „Elbboden“ zu klein wurde und die Geschäftsführung sich für einen Neubau im Limburger ICE-Gebiet entschied. 14.100 Quadratmeter ist der Gebäudekomplex groß. Dort werden täglich alleine 25.000 Brote und 100.000 Goldweck-Brötchen, das beliebteste Schäfer-Produkt, hergestellt. 350.000 Stück Backwaren verlassen die Bäckerei Schäfer pro Tag als gereifte Rohlinge, die dann in den Filialen frisch gebacken werden, damit dort während der Öffnungszeiten bis zum Abend stets frische Ware zur Verfügung steht.
Johannes Schäfer berichtete, dass nicht verkaufte Ware – etwas zehn Prozent der Tagesproduktion - an Tafeln und Foodsharing gespendet wird. Was dort nicht benötigt wird, wird als Viehfutter verwendet. Auch Umweltthemen sind Johannes Schäfer wichtig, So wurden in Bad Camberg 10.000 Eichen zur Wiederaufforstung gepflanzt. Die neuen Filialen sind mit Photovoltaik ausgestattet. Die Entwicklung des Unternehmens Schäfer Dein Bäcker ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Johannes Schäfer das Unternehmen mit nur vier Verkaufsstellen übernahm. Heute hat Schäfer Dein Bäcker den Großraum Koblenz, Wiesbaden, Frankfurt und Darmstadt erobert, Die Filialen bringen 100 Millionen Jahresumsatz bei einem derzeit jährlichen Umsatzwachstum von 25 Prozent. Die Bäckerei Schäfer versorgt täglich 70.000 Kunden.
Johannes Schäfer sagt, dass es zur Versorgung der Bevölkerung wichtig sei, dass Schäfer Dein Bäcker neue Filialen in Orten eröffne, wo es mittlerweile keine Bäcker mehr gebe. Schäfer bedauert, dass viele kleine Bäckereien die letzten Jahre von der Bildfläche verschwunden seien, denn dadurch verliere Deutschland auch ein wertvolles Kulturgut. Der Elzer Unternehmer freut sich, dass eines seiner vier Kinder, Johann, in seine Fußstapfen getreten ist und mittlerweile als Bäckermeister, Betriebswirt und Brotsommelier auch Mitglied der Geschäftsführung ist. Aufgrund des Fachkräftemangels gibt Schäfer Dein Bäcker leistungsbereiten jungen Menschen alle Fortbildungschancen. „Wir haben in Zukunft nur gutes Personal, wenn wir uns aktiv darum bemühen“, weiß Johannes Schäfer. Viele Bäckereien hätten keine Meister als Betriebsnachfolger.
Auch durch übertarifliche Bezahlung finde das Unternehmen deutlich mehr Lehrlinge als andere Unternehmen, erzählte Johannes Schäfer. Derzeit bildet Schäfer Dein Bäcker 40 Lehrlinge aus. Zwölf von 14 Bäckerlehrlingen des neuen Jahrgangs an der Limburger Adolf-Reichwein-Schule sind bei der Bäckerei Schäfer beschäftigt. Johannes Schäfer hält nichts davon, alle jungen Leute studieren zu schicken. Er sei ein gutes Beispiel dafür, was im Handwerk karrieremäßig möglich sei. Schäfer Dein Bäcker ist die letzten drei Jahre derart stark gewachsen, dass bereits am neuen Standort schon wieder ein zusätzlicher 14.000 Quadratmeter großer Anbau, also eine Verdoppelung des Gebäudes in Planung ist.
Dann ging es zum Familienhof Heckelmann weiter. Steffen Heckelmanns Interesse am Spargelanbau wurde über seine aus Pommern stammenden Großeltern geweckt, die dort Spargelanbau betrieben haben. Fünf Jahre hat Steffel Heckelmann dann in Hünfelden auf seinen Flächen getestet, welcher Boden und welche Spargelsorte am geeignetsten sein könnte. Er entschied sich aufgrund des tiefgründigen Bodens für ein drei Hektar großes Feld bei Nauheim. Dort gebe es im Boden keine Tonschichten und wenig Steine, so der Betriebsinhaber. Auf diesem können Kundinnen und Kunden von Ende April bis 24. Juni nach Anleitung Spargel erstmals selbst ernten und mitnehmen. Hier erleben sie hautnah, wie Gemüseanbau und -ernte funktionieren.
Was übrig bleibt, vermarkten Steffen und Annika Heckelmann selbst über ihren Hofladen, den Stand an ihrem Erdbeerfeld in Ahlbach sowie einige ausgewählte regionale Einzelhändler. „Hochwertige regionale Produkte sind gefragt in einer Zeit, in der sich immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher über Qualität und Herkunft von Produkten ihre Gedanken machen“, erklärte Landrat Michael Köberle. Bei der Familie Heckelmann und vielen weiteren Direktvermarktern aus dem Landkreis Limburg-Weilburg gebe es hervorragende Ware zu bezahlbaren Preisen. Die Heckelmanns zeigten den Gästen, was mit Spargel für kulinarische Leckereien möglich sind und bot ihnen zum Probieren Spargelsuppe und Spargelgebäck aus Blätterteig an. Die Familie ist im Landkreis Limburg-Weilburg aktuell der einzige professionelle Spargelanbauer. Bekannt ist der Hof Heckelmann weit über Hünfelden hinaus auch durch seine Kürbiswelten und das Maislabyrinth. Die Familie betreibt zudem Erdbeer- und Blumenfelder zum Selbstpflücken sowie an den Wochenenden ein Hofcafé.
Auf 50 Hektar Hoffläche bauen die Heckelmanns Körnermais, Weizen und Gerste an und züchten 400 verschiedene Sorten Kürbisse aus aller Welt. So erleben die Gäste des Hofes einen Querschnitt der Zier- und Nutzkürbissorten aus aller Welt. Das Alte Zollhaus haben die Heckelmanns 2008 erworben. Als ehemalige historische Zollstelle zwischen Kurtrier und Nassau fand es bereits im 16. Jahrhundert Erwähnung“, wie Steffen Heckelmann berichtet.