Kostenlose Beratung für Sehbehinderte bei „Blickpunkt Auge“ in Limburg

Dorothee Roth leitet in Limburg die Beratungsstelle "Blickpunkt Auge".

Limburg. Dorothee Roth leitet die Beratungsstelle „Blickpunkt Auge" für sehbehinderte und blinde Menschen in der Außenstelle der Kreisverwaltung Limburg-Weilburg in der Gartenstr. 1 in Limburg. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband hat seit mehr als 10 Jahren ein nahezu flächendeckendes Netz an Beratungsstellen in ganz Deutschland aufgebaut. Alle „Blickpunkt Auge“-Beraterinnen und Berater sind selbst von Seheinschränkungen betroffen.

 

Die 56-Jährige Dorothee Roth hatte schon als Kind Sehprobleme. Das liegt nach Einschätzung ihrer damaligen Augenärzte daran, dass sie als Frühgeburt im Brutkasten sehr viel Sauerstoff bekam. Dadurch konnte sie überleben, aber die noch sehr dünnen Netzhäute ihrer Augen wurden geschädigt. Bereits als Kind war sie stark kurzsichtig. Als ihr mit 8 Jahren im Schwimmbad ein Ball ins Gesicht flog, begann sich ihre Netzhaut abzulösen. Das führte dazu, dass sie phasenweise immer wieder sehr schlecht sah.

 

Trotz mehrerer Augenoperationen erblindete sie in ihrem 12. Lebensjahr vollständig. Sie besuchte dann eine Blindenschule in Lebach im Saarland, lernte die Blindenschrift und mit Blindenlangstock wieder eigenständig zu gehen. Dorothee Roth machte ihr Abitur an der Deutschen Blindenstudienanstalt in Marburg und später ihr Diplom als Sozialarbeiterin  an der Evangelischen Fachhochschule in Darmstadt.

2015 wurde sie Leiterin der Beratungsstelle „Blickpunkt Auge" und zog dafür nach Limburg.  Hier berät sie kostenlos alle, die Fragen zum Thema Augen und Sehen haben, nicht nur blinde Mitmenschen. Beispielsweise kann man von Dorothee Roth grundlegende Auskünfte zu Augenkrankheiten und Therapiemöglichkeiten bekommen.

 

Durch Navigationssysteme ist auch für Blinde das Leben leichter geworden. Trotzdem stellt der Alltag für Menschen mit Seheinschränkung immer wieder eine Herausforderung dar. Dank moderner Technik ist jedoch auch für blinde Menschen ein weitgehend eigenständiges Leben möglich. So kann sich Dorothee Roth Internetsuchergebnisse und Mails vorlesen lassen, Antworten darauf diktieren oder selbst schreiben und durch Navigationssysteme auch immer erkennen, wo sie sich in der Stadt gerade befindet. Beim Einkaufen in größeren Läden benötigt sie jedoch Unterstützung. Zwar gibt es auch hier technische Hilfen, aber ohne die Begleitung von Verkäuferinnen würde der Einkauf um ein Vielfaches länger dauern und es bestünde die Gefahr, aus Versehen einen Stapel von Dosen oder Gläsern zum Einsturz zu bringen.

 

Was den Bereich Blinde betrifft, so berichtet die „Blickpunkt Auge“-Beraterin: „Nur fünf Prozent sind von Geburt an blind, 95 Prozent erblinden später und die meisten erst im Alter von über 60 Jahren". In Deutschland gebe es aktuell ca. 120.000 blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen, das heißt Menschen mit einem Sehrest von zirka fünf Prozent oder weniger. Einige Betroffene haben nach Aussagen Dorothee Roths keine engen Angehörigen oder Freunde, die ihnen im Alltag helfen können. Folglich ist es für viele schon ein großes Problem, einen Online-Kauf abzuschließen, oft ein unüberwindbares, wenn die entsprechenden Webseiten für das Vorleseprogramm nicht richtig zugänglich sind, was leider immer noch sehr häufig vorkomme.

 

Ihr ist es übrigens, auch wenn sie sich selbst nicht im Spiegel sehen kann, nicht egal, ob sie gut gekleidet ist. „Die anderen Menschen sehen mich ja", sagt die „Blickpunkt Auge"-Beraterin. Die Fragen, die Roth als Beraterin gestellt werden sind vielfältig. Für Sehbehinderte ist eine häufig gestellte Frage, wie man wieder besser lesen kann. Eine normale optische Lupe vergrößert laut Roth ein Bild in der Regel auf das 3- bis 5-Fache, ein Bildschirmlesegerät schon auf das 60-Fache. Als blinder Mensch kann man sich Seiten von Veröffentlichungen einscannen und dann vorlesen lassen.

 

Hilfsmittel, die nicht immer von Öffentlichen Stellen bezahlt werden, kosten sehr viel Geld und deshalb ist Dorothee Roth froh darüber, dass es in Hessen nicht nur Blindengeld, sondern auch Sehbehindertengeld für sehr schlecht sehende Menschen gibt.

Wer als Blinder einen Schwerbehindertenausweis hat, kann übrigens wie ein Pflegebedürftiger 125 Euro im Monat an Zuschuss für Haushaltshilfe erhalten. Dorothee Roth hilft auch, wenn es darum geht, ein Mobilitätstraining zu beantragen, wo man als Neuerblindeter gezeigt bekommt, wie man sich sicher durch die Stadt bewegen kann.

Insgesamt findet Roth, dass für Sehbehinderte in Limburg die letzten Jahre schon einiges getan wurde. So gibt es in der Kernstadt neue akustische Ampeln. In der heimischen Kreisstadt existiert auch ein umfassendes Netzwerk an Leitstreifen und Aufmerksamkeitsfeldern, an denen sie sich gut beim Gehen alleine mit dem Blindenlangstock durch die Innenstadt orientieren kann. Es gibt aber auch Punkte, die ihrer Meinung nach noch nicht optimal gelöst sind. Beispielsweise, so Roth, gebe es am Limburg Zentralen Busbahnhof in der Graupfortstraße, zur Zeit immer noch kein Blindenleitsystem.

Was auch ein Problem sei, dass viele ältere Blinde sich nicht ohne Begleitung in die Stadt trauten. Dorothee Roth hat damit kein Problem. Sie hat auch nur sehr selten Erfahrungen gemacht, dass jemand ihr Blindsein in negativer Weise ausgenutzt hat. „Sehen hat für mein eigenes Leben keine besonders große Bedeutung mehr", erklärt sie. Flair kann Roth auch als Blinde wahrnehmen. So fiel ihr in Limburg auf, dass hier besonders häufig Kirchenglocken läuten und dass man den Häusern der Altstadt ihr Alter am Geruch anmerkt. Wenn sie Eis oder Kaffee riecht oder sich unterhaltende Menschen beim Stadtbummel hört, kann Dorothee Roth es genießen.

 

Dorothee Roth hat im Büro zeitweise eine sehende Assistentin, die sie bei der Ausübung ihrer Aufgaben unterstützt. Mit ihrer Hilfe kann sie, wenn es nicht anders geht, auch Ratsuchende an weiter entfernt liegenden Orten besuchen, die nur mit dem PKW erreichbar sind.

 

Die Limburger Geschäftsstelle von "Blickpunkt Auge" ist jeden Montag von 14 bis 16 Uhr und jeden Donnerstag von 10 bis 12 Uhr und 15 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung geöffnet. Ganz wichtig ist, sich vorher anzumelden. Ort: Kreisverwaltung Limburg, Gartenstraße 1, Zimmer 505, 65549 Limburg. Anmeldung: Dorothee Roth unter (0 64 31) 29 65 02 oder per E-Mail an d.roth(at)blickpunkt-auge.de.