Landrat Köberle erinnert bei Gedenkveranstaltung an Pogromnacht

Landrat Michael Köberle erinnerte während der Gedenkveranstaltung in Limburg an die Pogromnacht 1938.

Limburg-Weilburg. Am 9. November hat sich die Pogromnacht zum 85. Mal gejährt. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden jüdische Einrichtungen in ganz Deutschland verwüstet, Synagogen in Brand gesteckt und jüdische Bürgerinnen und Bürger ermordet. Damit erreichte die Gewaltspirale gegen die jüdische Bevölkerung in der sogenannten „Reichskristallnacht“ eine neue Stufe. Eine Gewaltspirale, die in Nazi-Deutschland schließlich im Holocaust und der Shoah endete. Auch in Limburg brannte die Synagoge auf der Schiede, die 35 Jahre zuvor unter Anteilnahme großer Teile der Bevölkerung eingeweiht worden war. In der Pogromnacht wurden Geschäfte und Häuser beschädigt und verwüstet, Männer wurden in sogenannte Schutzhaft genommen und kamen damit ins Konzentrationslager. Jedes Jahr erinnert die Stadt Limburg in Kooperation mit der jüdischen Gemeinde sowie der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) an die Pogromnacht in Limburg und das damit verbundene Unrecht und Leid. In diesem Jahr war der Landkreis Limburg-Weilburg als Mitveranstalter dabei. Gemeinsam begrüßten Landrat Michael Köberle und der Limburger Bürgermeister Dr. Marius Hahn sowie die jüdische Gemeinde und die GCJZ zahlreiche Gäste im Gemeindesaal der FeG Limburg, der ehemaligen Domäne Blumenrod. Gestaltet wurde die Feier vom musikalischen Ensemble Vienna Royal Philharmonie aus Wien, das Lieder und Musikstücke von vertriebenen jüdischen Musikern aufführte.

Der Limburger Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker erinnerte während der Gedenkveranstaltung an die Geschichte der Limburger Synagoge und an das Schicksal von Selma Gerolstein, die als 13-Jährige bei der Einweihung der Synagoge symbolisch den Schlüssel getragen und nach ihrer späteren Deportation das Konzentrationslager Riga nicht überlebt hatte. Der Vorsitzende des Fördervereins „Ehemalige Synagoge Schupbach“, Johannes Laubach, sprach von der Erinnerung als Herausforderung. Zuvor hatte am ehemaligen Standort der Synagoge und dortigen Bronzemodell in der Schiede 27 eine Erinnerung an die jüdischen Opfer aus Limburg stattgefunden. Rabbiner Alexander Hofmann sprach dabei das Totengebet, zudem wurden die Namen der NS-Opfer aus Limburg verlesen.

Landrat Michael Köberle betonte im Rahmen der eindrucksvollen Gedenkveranstaltung: „Gerade in der heutigen Zeit mit einem Erstarken rechter Kräfte, einem immer stärker auftretenden Antisemitismus – aber auch vor dem Hintergrund der Kriege und der zunehmenden Gewalteskalation im Nahen Osten nach dem Terrorangriff der Hamas – halte ich es für ein Gebot der Stunde, sich an die Pogromnacht 1938 zu erinnern.“ Die Gedenkfeier endete mit Friedensgebeten von Rabbiner Hofmann, Pfarrer Marcus Stambke, Pastor Christof Nickel, Pastoralreferentin Katharina Kunkel und Imam Esat Öztürk.