Selbsthilfegruppen in Limburg und Weilburg/Gesunde Ernährung verhilft Diabetes-Patienten zu besseren Zuckerwerten

Sascha Ring (links) und Frank Scherer leiten die heimischen Diabetes-Gruppen.

Limburg-Weilburg. Um die acht Millionen Menschen leiden in Deutschland an Diabetes. Einer davon ist Frank Scherer. Der 55-jährige Winkelser ist Leiter der heimischen Gruppen Diabetiker-Treff Weilburg und der Limburger Diabetiker sowie seit zwei Jahren auch Diabetiker-Guide. Als solcher kann er Betroffenen mit offenen Fragen Ratschläge geben, beispielsweise, was sie an ihrer Ernährung verändern können. Was der im Controlling einer Baufirma Tätige natürlich nicht darf, ist ärztliche Ratschläge erteilen.

Seit seiner Diagnose vor fünf Jahren ist Frank Scherer in den Selbsthilfegruppen aktiv. Er gehört nicht zu den Diabetikern Typ 1, die nach Diagnose ihr ganzes Leben lang Insulin spritzen müssen. Er klagte zunächst über grippeähnliche Symptome, fühlte sich müde und abgeschlagen. Als die Beschwerden nicht besser wurden, ließ Scherer eine Blutuntersuchung machen. Dabei wurde 2017 festgestellt, dass der Mengerskircher deutlich überhöhte Zuckerwerte hatte, die fünffachen Werte des Normalwertes. Der Betroffene vermutet eine Cortisonbehandlung als Auslöser. Als er mitgeteilt bekam, Diabetes Typ 2 („Altersdiabetes“) zu haben, fiel er kurz in ein tiefes Loch. Möglicherweise hat er die Veranlagung von seinen Großeltern geerbt, die beide an Diabetes erkrankt waren. Frank Scherer hatte früher seiner Oma täglich hilfsbereit das Insulin gespritzt und wusste: „Das möchte ich nicht mein ganzes Leben lang“. Der Winkelser informierte sich bei Fachleuten, was er ernährungsmäßig umstellen könnte, um seine Werte zu verbessern. Seitdem isst er weniger Zucker und Kohlenhydrate, nur noch gute Fette und versucht sich im Alltag einfach mehr zu bewegen.

Der Betroffene hat es durch konsequente Lebensumstellung geschafft, dass seine Werte dauerhaft auf gutem Niveau stabil sind. Diabetes ist in der heutigen Zeit alles andere als ein Todesurteil, wenn man mit der Krankheit vernünftig umgeht. Natürlich kann ein Betroffener auch mal sündigen, mal ein Stück Kuchen essen, aber nicht ständig. Pizza oder Pommes ja, aber möglichst nur alle paar Wochen. Würde ein Patient öfter ungesund essen, würde er es sonst gleich an erhöhten Werten merken.  Manchmal lauert die Zuckergefahr auch dort, wo sie nicht jeder vermuten würde, beispielsweise in der Essiggurke oder im Krautsalat. Auch Fertiggerichte und Konserven sind für einen Diabetes-Erkrankten im Normalfall tabu. Wie der Leiter der heimischen Selbsthilfegruppen berichtet, steckt viel Zucker in zahlreichen Lebensmitteln, weil dies ein günstiger Füllstoff sei. Teilweise seien Menschen sogar zuckersüchtig. Diese fingen an zu zittern, wenn sie keinen Zucker mehr bekämen. Scherer bedauert es, dass es im Gegensatz zu anderen Ländern in Deutschland keine Zuckersteuer gibt. Denn es gebe durchaus Länder, in denen Cola beispielsweise mit deutlich weniger Zucker als in Deutschland verkauft werde, erklärt der Diabetes-Guide.

Für Frank Scherer ist gesunde Ernährung keine Einschränkung der Lebensqualität. Im Gegenteil: wenn die Essensumstellung für ihn bedeutet, dass er seine Zuckerwerte dauerhaft im Griff behalten kann, keine Beschwerden bekommt, ist er glücklich. Denn dauerhaft überhöhte Werte können erhebliche gesundheitliche Folgen wie Herz- und Nierenprobleme bringen. Manche Diabetes-Betroffene lebten einfach ihr gewohntes Leben weiter wie bisher, bis es in Sachen gesundheitlicher Probleme wirklich eng werde. Scherer kontrolliert seine Werte täglich. Wenn er selten mal beim Essen sündigt, merkte er sofort, dass die Werte direkt wieder nach oben gehen. Auch wenn es manchmal schwerfällt, möchte Frank Scherer alles im Griff behalten, dauerhaft ohne Medikamente auskommen. Der Leiter der heimischen Diabetes-Gruppen sagt: „Diabetes tut nicht weh“. Von daher ist er nicht sofort erkennbar. Deshalb ist jedem nur raten, sich gut zu ernähren, auf Bewegung zu achten und seine Blutwerte regelmäßig kontrollieren zu lassen. Denn wenn Diabetes über einen längeren Zeitpunkt nicht erkannt und behandelt wird, kann das erhebliche gesundheitliche Folgen haben. Viele leiden erst einmal unter einer Diabetes-Diagnose.

Wichtig ist eine halbe Stunde vor dem Essen den Blutzucker zu bestimmen, auszurechnen, welche Auswirkungen das geplante Essen auf dem Blutzuckerspiegel haben kann und dann dementsprechend zu spritzen. Wer falsch bestimmt und zu wenig spritzt, muss nachspritzen. Wer zu viel spritzt, kann unterzuckern und kann dann Traubenzucker zu sich nehmen, um das kurzfristig auszugleichen. Frank Scherer sagt, dass jeder selbst austesten müsse, wie sein Körper auf bestimmte Lebensmittel reagiere. Es könnten zehn Diabetes-Patienten dasselbe essen und trotzdem unterschiedliche Wertveränderungen haben. Die beiden Selbsthilfegruppen in Limburg und Weilburg treffen sich einmal monatlich zum Austausch. An den Treffen nehmen derzeit zwischen sechs und acht Betroffene teil. Die Gruppen würden sich über Mitgliederzuwachs freuen. Wer sich mit anderen Betroffenen austausche, sei mit seinen Problemen nicht allein. Scherer würde künftig auch gerne Fachvorträge von Ärzten anbieten. Der Gruppenleiter bedauert auch, dass Diabetiker teilweise in unserer Gesellschaft stigmatisiert würden. So kennt er einen Fall aus der heimischen Region wo einem Kind die Aufnahme in eine Kindertagesstätte aufgrund seiner Diabeteserkrankung verweigert worden sei. Dabei sei es für eine Erzieherin einfach, zu lernen, eine Insulinpumpe zu bedienen. Von daher war es Scherer wichtig, sich als Diabetes-Guide ausbilden zu lassen und Aufklärungsarbeit zu betreiben.

Interessierte erreichen Frank Scherer unter Telefon 0160 6258537 und E- Mail kontakt(at)diabetes-shg-limburg.de.

Diabetes-Selbsthilfegruppe